MGV-Vereinsgeschichte

Als im Jahre 1879 der Werkführer der Gewehrfabrik Amberg, Gustav Stabl, in Bodenwöhr verstarb kam der dortige Gesangverein zur Trauerfeier und sang am Grabe mehrere Lieder. Einige Bodenwöhrer Sangesfreunde, die sich schon langer in Quartetten, sowie Gruppen im Feuerwehr- und Veteranenverein zusammengefunden hatten, waren von der Gesangsdarbietung so beeindruckt, daß sie beschlossen einen eigenen Gesangverein zu gründen. So beginnt die Chronik des Männergesangverein Bodenwöhr. Von den 27 Männern die sich am 25. Februar 1879 zur Gründungsversarnmlung im Schulhaus einfanden, ahnte wohl keiner, daß dieser Verein weit über 100 Jahre noch bestehen, sich trotz mancher Rückschläge und Zwangspausen immer wieder zur neuen Blüte erheben und zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des Bodenwöhrer Kulturlebens werden würde. Der erste Chorleiter war Lehrer Wolfgang Nothhaas der alle wöchentlichen Proben im Schießlsaal leitete. Nach zwei Jahren erfolgte seine Versetzung nach Amberg, so daß sein Bruder Carl, ebenfalls Lehrer, die Chorübungen fortsetzte. Bereits im Juni 1879 beschloß der Verein eine Fahne zum Preis von 47 Reichsmark anzuschaffen. Diese Fahne ziert noch heute den raumhohen Schrank im Vereinslokal Schießl und wurde bis zum Kauf der neuen Vereinsfahne 1979 bei allen festlichen Anlässen mitgetragen.

Während der Anfangsjahre hatte der Verein sehr unter der Mißgunst, vor allem der damaligen Honoratioren, zu leiden. Im September 1884 wurde der Verein in den Bayerischen Sängerbund aufgenommen. Auftritte bei Sängerwettstreiten, Konzerten, Karnevalsveranstaltungen und anderen brachten für den Gesangverein nur geringe finanzielle Einnahmen. Trotzdem konnte 1889 aus eigenen Mitteln ein Klavier zum Preis von 400 RM angeschafft werden. 1899 übernahm Lehrer Andreas Löw die Chorleitung und übte sie bis zu seinem Tod 1911 aus. Hauptlehrer Georg Füßl stand nun dem Gesangverein als Dirigent und Vorstand zur Verfügung. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 stoppte die Vereinstätigkeit. Als 1919 Schulrat Füßl die Sänger wieder um sich scharte, mußte er feststellen, daß viele treue Sänger auf den Schlachtfeldern geblieben sind. Trotzdem blühte das Vereinsleben rasch auf. Nach dreiwöchiger schwerer Krankheit verstarb der überaus beliebte Dirigent und Vorstand am 24. Dezember 1923. Oberlehrer Max Hörmann übernahm nun das Doppelamt im Gesangverein. Die vielen Umbesetzungen der Lehrer brachte es mit sich, daß Lehrer Theo Füßl ab 1927 nur ein Jahr und Lehrer Schatz nur drei Jahre als Chorleiter tätig sein konnten. Letzterer hatte auch die verantwortungsvolle Aufgabe den Chor zum 50-jährigen Jubelfest 1929 vorzubereiten. Es wurde ein großes Fest mit über 500 Sängern aus 23 Vereinen. Hervorragende Liedvorträge, ein verstärktes Orchester der Bodenwöhrer Kapelle Wiendl, das Quartett der Gründungsmitglieder, zusammen 300 Jahre alt, sowie ein großes Feuerwerk auf dem Bodenwöhrer See waren ein unvergeßliches Erlebnis nicht nur für die Sänger. 1930 übernahm nun wieder Lehrer Theo Füßl die Chorleitung. Gemeinsam mit Oberlehrer Max Hörmann, der seit 1924 erster Vorstand war, führten sie den Verein bis 1937.Durch die vielen Einberufungen zur Wehrmacht und dem Reichsarbeitsdienst mußte die Chor- und Vereinsarbeit eingestellt werden.

Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 löste die damalige Militärregierung alle bestehenden Vereine auf und verbot jede Versammlungs- und Vereinstätigkeit. Am 8. Dezember 1947 konnte eine Gründungsversammlung stattfinden. Der bewährte Dirigent Theo Füßl wurde wiedergewählt. Zum 1. Vorstand wurde Karl Enhuber sen. mit Genehmigung der amerikanischen Militärverwaltung bestellt. Zahllose Schwierigkeiten, wie die Beibringung von Unterlagen, Protokollen, Satzung, Vermögensaufstellungen, Bestätigungen über die politische Vergangenheit, alles in deutscher und englischer Sprache, war notwendig damit der Gesangverein am 29. Juli 1948 die Lizenzierung erhielt. In den folgenden Jahren kamen sehr viele junge Männer zum Verein und Schulleiter Füßl konnte in unermüdlicher Kleinarbeit den Chor zu neuer Blüte führen. Der über 40 Mann starke Gesangverein entwickelte sich zu einem Klangkörper der weit über die Oberpfalz hinaus bekannt wurde. Konzerte, mehrere Operetten, viele öffentliche Darbietungen, geschmackvolle Faschingsbälle, zeugten von einer bis dahin noch nie dagewesenen Aktivität und Leistungsstärke. So mancher 1. Preis bei den zahlreichen Sängerwettstreiten konnte der MGV Bodenwöhr unter der Leitung des genialen Chorleiters Theo Füßl gewinnen. Als ein Höhepunkt darf auch das 75jährige Vereinsjubiläum im Juli 1954 bezeichnet werden. Mit dem Männerchor, dem gemischten Chor und einem beachtlichen Orchester, hatte Füßl ein anspruchsvolles Programm dargeboten, so daß der als Gast anwesende 1. Vorsitzende des Bayerischen Sängerbundes, Dr. Pfanner aus München, von einer kaum zu überbietenden Leistung eines Laienchores sprach. Nachdem Peter Ellert von 1950 bis 1956 als 1.Vorstand den Verein führte, übernahm Oberlehrer Friedrich Girg dieses Amt. Drei Jahre später mußte Chorleiter Theo Füßl aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit ausgeben und Friedrich Girg trat die Nachfolge an.

Anfangs der 60er Jahre durchlebte der Gesangverein wohl seine schwerste Krise. Fernsehen und andere Freizeitvergnügungen ließen das Interesse, vor allem der jungen Sänger, immer mehr schwinden. 1. Vorstand Erwin Danhauser, der 1971 tödlich verunglückte, vor allem aber Chorleiter Girg arbeiteten zäh und unermüdlich bis der Verein allmählich wieder aus dieser jahrelangen Krise fand. In den 70er Jahren schlossen sich wieder eine größere Anzahl sangesfreudiger Männer dem Chor an. Die 1975 neugewählte Vorstandschaft unter dem jungen Vorstand Alfred Spindler brachte neue Ideen und viel Schwung in das Vereinsleben. Die Teilnahme am Deutschen Sängerfest 1976 in Berlin bleibt noch heute für die Sänger unvergessen. Der Bodenwöhrer Chor mit 21 Sängern, gemeinsam mit dem Evang. Sängerzirkel Regensburg stellte den Oberpfalzchor. Die Leitung hatte Rektor Friedrich Girg. Höhepunkte waren die Gestaltung des Festprogrammes in der Riesengebirgsschule und die Aufführung der Waldlermesse in der Bischofs-Matthias-Kirche durch die Bodenwöhrer Sänger. 1977 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. Seit dieser Zeit kann der Verein die Bezeichnung e.V. führen und genießt die Gemeinnützigkeit.

Die Organisation und Durchführung des 100jährigen Jubelfest 1979 mit Fahnenweihe und Abhaltung des Oberpfälzer Kreissingen, war vorbildlich und wurde ein Fest das weit über die Grenzen des Landkreises hinaus Beachtung und Anerkennung fand. Die Verleihung der Zelterplakette für 100jährige Chorarbeit mit Urkunde vom Bundespräsidenten Walter Scheel unterzeichnet, wurde in der Stadthalle in Erlangen vorgenommen. Nahezu vollzählig fuhren die Sänger mit ihren neuen, schmucken Sängeranzügen dorthin um den Festakt mit Verleihung beizuwohnen. Zum Fest nach Bodenwöhr kamen 78 Vereine, davon 29 Gesangvereine mit insgesamt 700 Sängern, die beim Festgottesdienst auf dem Parkplatz in der "Ludwigsheide" die Schubertmesse mit dem abschließenden Beethovenwerk "Die Himmel rühmen" sangen. Auf verschiedenen Plätzen und Ortsteilen fanden Gesangsvorträge der Vereine im Rahmen des Oberpfälzer Kreissingen statt. Das Jahrhundertfest gab dem Verein weiterhin Aufschwung und Vorstand Alfred Spindler mit seinem Stellvertreter und rührigen Festleiter Peter Hartinger, sowie dem eifrigen Vereinsausschuß gelang es das Ansehen des Gesangvereines weiterhin zu stärken. 

Als Chorleiter Friedrich Girg 1986 nach 27jähriger Dirigententätigkeit sein Amt an Dieter Füßl weitergab, konnte dieser einen über 40 Mann starken homogenen Chor übernehmen. Mit Dieter Füßl trat der Enkel einer sehr erfolgreichen Chorleitergeneration in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters. Schulrat Georg Füßl war 13 Jahre Vorstand und Chorleiter, Rektor Theo Füßl 22 Jahre Dirigent und dessen Sohn Dieter, ausnahmsweise mal kein Lehrer, steht dem Chor seit 1986 zur Verfügung. Es waren ja fast ausschließlich Lehrer die seit der Gründung 1879 im Gesangverein als Chorleiter tätig waren. In diesem Zusammenhang darf auch Oberlehrer Max Hörmann, der Schwiegervater von Theo Füßl, genannt werden, der in kurzen Zeitabständen die Chorleitung inne hatte, vor allem aber den Gesangverein 13 Jahre als 1. Vorstand führte.

Die Aktivitäten des Männergesangvereins Bodenwöhr war während der letzten zwei Jahrzehnte kaum mehr zu überbieten. Neben den allwöchentlichen Chorproben sind ca. 35 bis 40 öffentliche Auftritte pro Jahr zu verzeichnen. Konzerte, Chorsingen in allen Orten der nahen und weiteren Umgebung. Für die Gottesdienstgestaltungen hat der Chor 12 Messen parat von denen allein die Waldlerrnesse seit 1973 in den verschiedenen Kirchen und auf Festplätzen 106 mal gesungen wurde. Das Liedgut der letzten drei Jahrzehnte umfaßt über 700 Lieder und Chorsätze das den älteren Sängern durchaus bekannt ist. Es werden immer wieder neue hinzugelernt, aber auch die alten Lieder aufgefrischt. Ausflugsfahrten ins Zillertal, Kärnten, Wien, Ungarn, Pfalz, Bodensee, Schwarzwald, Dresden, Tschechien und Südtirol waren vielfach mit Treffen und gemeinsamen Singen der einheimischen Gesangvereine verbunden.

Leider fiel in dieser positiven Rückschau der Darstellung des Männergesangvereins Bodenwöhr auch so mancher Wermutstropfen. Anlass zur Sorge in den letzten Jahren gibt vor allem die absinkende Zahl der aktiven Sänger. Trotz intensiver Bemühungen sind kaum mehr junge sangesfreudige Männer zu gewinnen. Dies trifft auch bei den meisten traditionellen Männerchören zu. Obwohl das Durchschnittsalter angestiegen ist, hat die Aktivität und auch das gesangliche Niveau des Bodenwöhrer Chores nur wenig eingebüßt. Dieses ist vor allem ein Verdienst des Chorleiters Bernhard Schmidhuber, der nach dem plötzlichen Tod des Dirigenten Dieter Füßl 1999 den Chor weiterführte. Schmidhuber hat sich bei einigen Chorleiter-Wochenlehrgängen geschult und stellte seine Qualitäten vor allem mit der Einprobung und zweimaligen Aufführung des "Halleluja" aus dem Oratorium "Messias" von Georg Friedrich Händel unter Beweis. Gemeinsam mit dem Kirchenchor, Frauensingkreis und eben dem Männergesangverein war dieses Chorwerk 1999 und 2000 ein absoluter gesanglicher Höhepunkt in der Pfarrkirche Bodenwöhr. 

Der neue Pächter des Gasthof Schießl, dem Vereinslokal des MGV, sah durch die wöchentlichen Singstunden eine Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs und Störung der Urlaubsgäste. Er brachte es fertig, daß der Verein im Oktober 2000 nach insgesamt 87 Jahren Sängertätigkeit im Gasthof Schießl sich eine andere Bleibe suchen mußte. Sehr freundlich nahm nun Frau Ingeborg Jacob die Besitzerin des Seegasthofes und deren Sohn Markus die Sänger auf. Nach 47 Jahren sind die Sänger wiederum beim Jacobsbräu eingezogen, nachdem sie ja bis 1953, 34 Jahre lang zwei Vereinszimmer benutzen konnten. 2001 stellte sich der 60 jährige 1.Vorstand Spindler bei der Jahreshauptversammlung nicht mehr zur Wahl. 26 Jahre lang hat Alfred Spindler den Verein nicht nur geleitet, er hat ihn geprägt, vor allem zu einem Bekanntheitsgrad verholfen, weit über die Grenzen der Heimatgemeinde hinaus. Die aktiven Sänger, mit dem neuen Vorsitzenden Peter Hartinger ernannten Spindler zum Ehrenvorstand. Betont wurde diese langjährige ehrenamtliche Tätigkeit auch neben anderen Aktivitäten in Vereinen und im kommunalen Bereich durch die Verleihung des Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten, überreicht von Staatssekretärin Frau Marianne Deml.

 Mit dem 125 jährigem Vereinsjubiläum 2004 stand dem Verein eine große Herausforderung bevor. 1. Vorsitzender Peter Hartinger, der sich schon beim 100 jähr. Jubiläum als umsichtiger Organisator erwiesen hat, ließ mit seinen Führungs- und Vereinsmitgliedern auch dieses Fest zu einem Höhepunkt der 125 jährigen Sängergeschichte werden. Da die bisherigen Sänger-Sakkos von 1990 das Wohlgefühl der Sänger stark einengte wurden diesmal geräumige Jacken in Farbe blau angeschafft. Als Schirmherr konnte der gebürtige Bodenwöhrer Dr. Johann Vielberth, aus Zeitlarn/Regensburg gewonnen werden. Fahnenmutter Rosa Braun fungierte wie bereits vor 25 Jahren als Fahnenmutter.
Anlässlich dieses Jubiläums wurde auch eine sehr ansprechende Festschrift erstellt. 28 aktive Sänger umfasste der Chor. Das Festkonzert in der neuerbauten Hammerseehalle war überwältigend, wobei das Platzsingen im Seegarten Jacob ebenfalls zu einem Highlights wurde.17 Chöre nahmen daran teil. Bei solchen Anlässen ist eine Mitgliederehrung mehr als angebracht. Neben zwei Sängern, die bereits seit 50 Jahren aktiv sind, war die Ehrung für Ehrenchorleiter Friedrich Girg, ebenfalls Fünfzig Jahre Dreh- und Mittelpunkt im Verein, nicht mehr möglich. Er starb mit 83 Jahren im Januar 2004 völlig unerwartet. 
Man hatte befürchtet die Überalterung des Chores und damit ein stetes Absinken der Zahl an Sängern könnte eine Durchführung dieses Festes gar nicht ermöglichen. Der enorme Einsatz der Vereinsführung ist es zu verdanken, dass frühere aktive Sänger wieder zurückgeholt, aber auch einige neue Sänger gewonnen werden konnten.

Chorleiter Bernhard Schmidhuber sen. , überaus aktiv, versteht es immer wieder mit einer Mischung von traditionellen Liedern und modernen Chorsätzen, vor allem bei den jährlichen Chorkonzerten den Silvester-Gottesdienstgestaltungen zum Gedenken der verstorbenen Vereinsmitglieder, außergewöhnliche Vorträge darzubieten. Ihm kommt natürlich zugute, dass er durch seine vier hochmusikalischen Kinder eine wertvolle Hilfe bei der Einübung der Liedersätze hat. Bei den jährlichen Chorkonzerten die seit 1983 in Bodenwöhr stattfinden, präsentiert sich seit 1989 der MGV auch als gemischter Chor mit den Sängerinnen des Frauensingkreises. Auch ein Kinderchor der Grundschule Bodenwöhr wirkt bei diesen Aufführungen mit. Dass sich der Männergesangverein bei allen sonstigen Veranstaltungen, sei es im Gemeindebereich, oder der Umgebung gesanglich arrangiert, sofern es gewünscht wird, ist selbstverständlich.

Die jährlichen Vereinsausflüge mit kulturgeschichtlichen Informationen und Besichtigungen sind im Vereinskreisen sehr beliebt. Bisherige Besuchsorte waren u. a., München, Berlin, Augsburg, Bamberg, Bad Wörishofen, aber auch mehrmals Ziele im Bayerischen Wald. Besonderen Wert legte die Vereinsführung bei den Ausflügen auf eine gesangliche Gottesdienstgestaltung. In der Regel kommt die "Waldlermesse" zum Vortrag. 
Seit 1973 wurde diese Mundartmesse bis 2012, 129 mal gesungen. Dabei muss auch erwähnt werden, dass die musikalische Begleitung seit mehr als 30 Jahren von Karl Schwarzer mit Zither oder Geige und Sepp Siedschlag mit Gitarre erfolgt. Sicher häufen sich die Proben und Auftritte oft derart, dass viel Liebe zum Gesang und Verein notwendig ist um die rund 25 öffentlichen Auftritte, sowie 45 Proben zu bewältigen. Seit dem Jahre 2003 sind 10 aktive Sänger verstorben. Mit 26 Chormitgliedern ist der Verein noch voll leistungsfähig, trotz des hohen Altersdurchschnitts, sodass auch in naher Zukunft das Gesangsniveau erhalten bleiben kann.

Frühjahr 2013

Chronist, Heribert Braun sen.